Das Problem ist, dass es sich bei Bildschirmfarben und Lackfarben um völlig unterschiedliche Farbsysteme handelt. Zuerst technisch:
Erklärt wird RGB als additiver Farbraum ... kommt darauf an von welcher Seite es betrachtet wird. Ich erkläre es von der Lackseite aus.
Der Wert RGB 0 0 0 ist schwarz – man muss also vom höchsten Wert (weiß 255 255 255) die Farben subtrahieren, dass man schwarz bekommt. Das ist etwas Unlogisches zum menschlichem Empfinden von Farbe mischen, denn wie soll man eine Farbe subtrahieren? Möglich eben nur in der EDV.
Das ist unser herkömmliches Verständnis von Farbe mischen. Man nimmt eine weiße Farbe und mischt eine Bunte hinzu. Der Wert 0 ist weiß, der höchste Wert ist schwarz. (Selbstverständlich bedeutet das nicht, alle Farbtöne zusammen ergeben schwarz). Wie gesagt herkömmliches Verständnis, nicht professionelles Mischen.
Das ist der Grund, warum die Farben sehr schwierig darstellbar sind und warum man auch in BEIDEN Systemen Farbtöne erhält, die im jeweils anderen System NICHT darstellbar sind.
Druckfarben bewegen sich zwischen diesen Systemen. Dargestellt auf einem Monitor erreichen sie die Farbtöne durch mehrmaliges Überdrucken oder weil der Untergrund durchscheint.
Ich weiß, weil ich fast monatlich darüber eine Diskussion habe, dass dies speziell bei jenen schwer vorstellbar ist, bzw. auch nicht akzeptiert wird, die vorrangig am PC arbeiten und damit versuchen, die Farbtöne am Monitor in eine Lackfarbe umzuwandeln. Das gilt für Amateure wie Profis.
Eine gemischte Farbe ist im getrockneten Zustand von einigen Faktoren abhängig, wie sie vom menschlichen Auge gesehen wird. Als erstes und am wichtigsten natürlich von der Lichtquelle und -stärke, danach vom Glanzgrad. Kippeffekt, Struktur, Sonne, Schatten etc.. Außer Acht lasse ich jetzt jenen Umstand, dass eine Farbe nicht deckend aufgetragen wird.
Genau diese Lichquelle ist auch der Grund, warum die Systeme nicht zusammen passen. Eine Lackfarbe (wenn sie deckt) wird nur von vorne beleuchtet und reflektiert. Ein Farbton am Monitor wird von hinten beleuchtet. Dadurch erscheinen viele Monitorfarben auch brillanter, heller, feuriger. Speziell bei sehr grellen Farben leicht erkennbar.
Diese Farbtöne sind als Lackfarbe gar nicht mischbar (die Sondergattung Neon lassen wir jetzt beiseite, weil diese Pigmente nicht mit anderen mischbar sind). Ergänzend ist zu sagen, dass obiges Gelb zwar mischbar ist, aber extrem schlecht decken würde. Eine Verarbeitung wäre nur auf tadellos weißen Untergrund möglich und nicht deckender (!) Ausführung (= gleiches Verhalten wie beim Monitor).
Und das hat nichts mit Farbkanälen, Farbtiefen - oder was auch immer Photoshop bereit stellt - zu tun.
Es geht aber auch umgekehrt. Folgende Farbtöne sind auf Monitoren nur sehr eingeschränkt darstellbar und als Lackfarbe deutlich strahlender:
Egal wie man es drehen will, egal wieviel Hirnschmalz hier verschwendet wird:
Diese Farbsysteme sind NICHT vergleichbar und es hat keinen Sinn, es am Monitor zu probieren.
Am Monitor wird man immer nur eine ungefähre Farbdarstellung erhalten.
Gleiches gilt natürlich - obwohl SEHR beliebt - für eine Foto eines Farbtones. Das Grauen schlechthin für jeden Farblieferanten.
Wenn man einen bestimmten Farbton darstellen will, so hat man einen Farbkatalog zu besorgen und den Farbton auszuwählen.
Damit hat man selbst die Verantwortung über den Farbton.
Soll dies der Farblieferant erledigen (weil er Farbkarten hat), so sendet man diesem z.B. einen RGB-Farbton.
Dieser RGB-Ton wird am Monitor angesehen und der persönliche !!! Farbeindruck auf einen Farbkatalog übertragen.
Der ausgewählte Farbton wird geliefert.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Farbeindruck natürlich bei jedem ein anderer sein kann (wird?) und es macht keinen Unterschied, welche Monitorfarben man zusendet (RGB, CMYK, HEX etc.).
Deutlich besser wird das Ergebnis sein, wenn man dem Farblieferanten ein Musterstück zusenden kann. Dieses kann dann z.B. zu NCS gehalten werden und der am besten passende Farbton gewählt werden.
NCS | RAL | NCS darum, weil viel mehr Farben (1920) zur Verfügung stehen, als z.B. bei RAL (200). |